Java oder JavaScript: Was solltest du zuerst lernen?

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Stell dir vor, du willst Programmieren lernen. Du hast gehört, dass Java und JavaScript beide wichtig sind. Aber welches solltest du wirklich zuerst angehen? Die Antwort hängt nicht davon ab, welche Sprache „besser“ ist - sie hängt davon ab, was du damit machen willst.

Java ist für stabile, große Systeme

Java ist eine Sprache, die seit den 90er Jahren in Unternehmen läuft. Du findest sie in Banken, Behörden, großen Apps wie Android-Apps und sogar in medizinischen Geräten. Wenn du dich für Backend-Entwicklung interessierst - also für das, was hinter der Website oder App passiert - dann ist Java eine starke Wahl.

Java ist streng. Du musst jede Variable deklarieren, Strukturen genau einhalten und Code oft mehrfach schreiben, um ihn wiederverwendbar zu machen. Das klingt umständlich - und ist es auch. Aber das hat einen Grund: Es verhindert Fehler, die in großen Teams oder langfristigen Projekten teuer werden können. Ein Java-Programm läuft auf jedem Gerät, das eine Java-Virtual-Machine hat. Das nennt man „Write once, run anywhere“.

Wenn du später mal an einem System arbeiten willst, das 10.000 Nutzer gleichzeitig bedient, oder an einer App, die in Krankenhäusern eingesetzt wird, dann ist Java die Sprache, die du brauchst. Aber: Es braucht Zeit, bis du erste Ergebnisse siehst. Du schreibst nicht einfach eine Webseite, die auf Klick etwas tut. Du baust erstmal eine ganze Struktur.

JavaScript ist die Sprache des Webs - direkt im Browser

JavaScript ist anders. Es läuft direkt im Browser. Sobald du eine Website öffnest, läuft JavaScript. Es macht Knöpfe klickbar, Formulare validiert, Animationen startet und Inhalte dynamisch lädt - ohne die Seite neu zu laden. Das ist heute Standard.

Wenn du dein erstes Programm sehen willst - und zwar innerhalb von 10 Minuten - dann ist JavaScript die einfachere Wahl. Du öffnest einen Texteditor, schreibst:

alert("Hallo Welt!");

Speicherst es als .html-Datei, öffnest es im Browser - und schon siehst du eine Pop-up-Nachricht. Kein Compiler, keine Installation von SDKs, kein Server. Das ist sofortiger Feedback. Für Anfänger ist das ein riesiger Motivationsschub.

Und JavaScript ist nicht mehr nur für den Browser. Mit Node.js kannst du damit auch Server bauen, Apps entwickeln oder sogar Desktop-Programme. Du lernst eine Sprache, die dir in fast allen Bereichen der Webentwicklung hilft: Frontend, Backend, Mobile Apps, Spiele - alles möglich.

Was willst du bauen?

Das ist die entscheidende Frage. Wenn du eine Website mit interaktiven Elementen bauen willst - ein Portfolio, einen Blog mit dynamischem Content, eine kleine App, die Rezepte speichert - dann fange mit JavaScript an. Du siehst schnell Erfolge. Du baust etwas, das andere sehen können. Und du lernst, wie das Web funktioniert - von innen.

Wenn du aber an einem großen, stabilen System arbeiten willst - etwa einer Software, die Geldtransfers verarbeitet, eine Enterprise-App für eine Firma oder eine Android-App entwickelst - dann ist Java der bessere Einstieg. Es lehrt dich Struktur, Disziplin und wie man komplexe Systeme aufbaut. Aber du wirst länger warten, bis du etwas Sichtbares hast.

JavaScript ist heute der Standard für Webentwicklung

Im Jahr 2025 ist JavaScript die am häufigsten verwendete Programmiersprache der Welt - laut dem Stack Overflow Developer Survey. Über 95 % aller Webseiten nutzen JavaScript. Keine andere Sprache hat diese Reichweite im Web.

Du kannst mit JavaScript heute nicht nur Websites gestalten, sondern auch:

  • Web-Apps mit React oder Vue bauen
  • Server mit Node.js und Express starten
  • Mobile Apps mit React Native entwickeln
  • Desktop-Apps mit Electron erstellen
  • APIs für andere Programme bereitstellen

Java hingegen ist stark im Backend, aber nicht direkt sichtbar für den Nutzer. Du brauchst eine Oberfläche - oft eine Web-Oberfläche - um deine Java-App zu nutzen. Und dafür brauchst du dann doch JavaScript.

Ein Split-Screen zeigt komplexe Java-Strukturen links und dynamische Web-Elemente rechts.

Die Lernkurve: Was ist einfacher?

JavaScript ist für Anfänger einfacher zu starten - aber schwerer zu meistern. Der Anfang ist schnell, aber je tiefer du gehst, desto mehr Fallen gibt es: Asynchronität, Scope, Hoisting, Typen, Frameworks - alles kann verwirrend sein. Viele Anfänger denken, sie könnten JavaScript „einfach so“ lernen, weil es „einfach“ ist. Das ist ein Irrtum. Es ist einfach zu starten, aber schwer, es richtig zu machen.

Java hingegen ist von Anfang an komplex. Du musst Klassen, Objekte, Vererbung, Interfaces verstehen - und das alles, bevor du etwas Sinnvolles bauen kannst. Aber sobald du diese Konzepte verstanden hast, wird der Code oft klarer und vorhersehbarer. Es gibt weniger „Magie“ - und mehr Struktur.

Wenn du dich für Logik, Struktur und Systemdenken interessierst, ist Java eine gute Schulung. Wenn du schnell Ergebnisse willst und dich für Webdesign, Benutzererfahrung oder schnelle Prototypen begeisterst, dann ist JavaScript der bessere Einstieg.

Was lernen die meisten Anfänger heute?

In Online-Kursen, Bootcamps und Universitäten wird heute fast immer JavaScript als erste Sprache empfohlen - und das aus gutem Grund. Die Barrieren sind niedrig. Die Tools sind kostenlos. Die Community ist riesig. Du findest Tutorials für alles - von „Wie mache ich einen Button bunt?“ bis „Wie baue ich eine E-Commerce-App mit Authentifizierung?“

Und wenn du später Java lernen willst - das ist kein Problem. Die Grundlagen von Programmieren - Variablen, Schleifen, Bedingungen, Funktionen - sind in beiden Sprachen gleich. Wenn du JavaScript kannst, lernst du Java in ein paar Wochen. Aber umgekehrt ist es schwieriger: Wer mit Java startet, muss erstmal lernen, wie das Web funktioniert - und das ist eine völlig andere Welt.

Was ist mit Android-Entwicklung?

Ein häufiger Grund, Java zu wählen, ist Android. Tatsächlich war Java jahrelang die Hauptsprache für Android-Apps. Heute ist Kotlin die bevorzugte Sprache. Java wird noch unterstützt, aber neu entwickelte Apps nutzen fast immer Kotlin. Wenn dein Ziel ist, Android-Apps zu bauen, dann solltest du nicht Java, sondern Kotlin lernen - und das ist viel näher an JavaScript als an Java.

Wenn du also Android willst, ist JavaScript mit React Native eine viel modernere, flexiblere und schnellere Wahl. Du baust eine App, die auf iOS und Android läuft - mit derselben Codebasis. Und du lernst dabei auch Webtechnologien, die dir überall helfen.

Ein Entwickler steht vor einer digitalen Wand mit JavaScript-Projekten, während ein Java-Logo verschwindet.

Was ist mit Karrierechancen?

Beide Sprachen haben Jobs. Aber die Art der Jobs ist anders.

JavaScript-Entwickler arbeiten oft in Startups, Agenturen oder bei Unternehmen, die digitale Produkte bauen. Du bist Teil des Teams, das die Benutzeroberfläche, die Interaktion und die Funktionalität der App direkt gestaltet. Die Jobs sind zahlreich - und oft flexibler: Remote-Arbeit, Freelancing, kurze Projekte.

Java-Entwickler arbeiten meist in größeren Unternehmen: Banken, Versicherungen, Industrieunternehmen. Die Projekte sind langfristig, die Prozesse streng, die Gehälter oft höher - aber die Arbeitswelt ist weniger dynamisch. Du arbeitest oft mit Legacy-Systemen, die 20 Jahre alt sind.

Wenn du dich für schnelle, kreative Arbeit begeisterst - fang mit JavaScript an. Wenn du dich für stabile, langfristige Systeme und strukturierte Arbeitsumgebungen entscheidest - dann ist Java die bessere Wahl.

Die klare Empfehlung für Anfänger

Wenn du neu bist und keine Ahnung hast, was du später machen willst - fange mit JavaScript an.

Warum? Weil du in einer Woche eine funktionierende Webseite bauen kannst. In zwei Wochen kannst du eine kleine App mit Daten speichern. In einem Monat hast du etwas, das du deinen Freunden zeigen kannst. Und das ist der Schlüssel: Motivation.

Wenn du nichts siehst, gibst du auf. JavaScript gibt dir sofort Feedback. Java gibt dir erst nach drei Monaten etwas, das funktioniert - und das ist für viele zu lang.

Du kannst später immer noch Java lernen. Viel leichter, als wenn du mit Java startest und dann merkst, dass du eigentlich Webseiten bauen wolltest.

Was du als Nächstes tun solltest

Wenn du dich für JavaScript entscheidest:

  1. Installiere einen Texteditor wie VS Code
  2. Erstelle eine einfache HTML-Datei
  3. Füge einen <script>-Tag hinzu und schreibe alert("Hallo")
  4. Öffne die Datei im Browser
  5. Ändere den Text - sieh, wie sich die Seite verändert
  6. Gehe zu einer kostenlosen Plattform wie freeCodeCamp oder The Odin Project und mache die ersten Projekte

Wenn du dich für Java entscheidest:

  1. Installiere die Java Development Kit (JDK)
  2. Installiere eine IDE wie IntelliJ IDEA oder Eclipse
  3. Erstelle ein neues Projekt mit einer Main-Klasse
  4. Schreibe System.out.println("Hallo Welt");
  5. Compiliere und führe es aus
  6. Lerne die Grundlagen von Klassen, Methoden und Objekten

Beide Wege sind gültig. Aber nur einer führt dich schnell zu einem Ergebnis - und das macht den Unterschied zwischen „Ich probiere es mal“ und „Ich bin ein Entwickler“.

Kann ich Java und JavaScript gleichzeitig lernen?

Technisch ja - aber praktisch nicht empfehlenswert. Beide Sprachen sehen ähnlich aus, haben aber völlig unterschiedliche Regeln. Du verwechselst schnell Syntax, Konzepte und Anwendungsfälle. Das führt zu Frustration. Besser: Konzentriere dich zuerst auf eine Sprache, bis du die Grundlagen sicher beherrschst - dann wechselst du.

Ist JavaScript nur für Webseiten?

Nein. Mit Node.js kannst du Server, CLI-Tools, Desktop-Apps und sogar IoT-Geräte steuern. Mit React Native baust du Mobile-Apps für iOS und Android. JavaScript ist heute eine Allzweck-Sprache - nicht nur eine Web-Sprache.

Brauche ich Mathematik, um Programmieren zu lernen?

Nicht für den Anfang. Du brauchst kein Abitur in Mathematik. Grundrechenarten und logisches Denken reichen völlig. Später, bei Algorithmen oder Datenanalyse, wird Mathematik nützlich - aber erst nach Monaten. Fange einfach an.

Wie lange dauert es, bis ich einen Job bekomme?

Wenn du konsequent lernst - 15 bis 20 Stunden pro Woche - kannst du in 6 bis 9 Monaten erste Aufträge als Junior-Entwickler annehmen. Viele finden Jobs über Projekte, die sie online zeigen - nicht über Abschlüsse. Ein Portfolio mit 3-5 eigenen Projekten ist wichtiger als ein Zertifikat.

Was ist der größte Fehler bei der Auswahl?

Die Entscheidung basierend auf dem, was „moderner“ oder „bessere Karrierechancen“ verspricht. Java klingt „professioneller“. JavaScript klingt „einfacher“. Aber die richtige Wahl ist die, die dich motiviert, täglich zu üben. Wenn du keine Freude am Lernen hast, wirst du es nicht durchhalten - egal welche Sprache du wählst.

Die meisten, die mit Java anfangen, hören nach drei Monaten auf - weil sie nichts Sichtbares bauen. Die meisten, die mit JavaScript anfangen, bleiben - weil sie sehen, dass sie etwas schaffen können. Fang mit JavaScript an. Du kannst immer noch Java lernen - später.

Über den Autor

Sonja Meierhof

Sonja Meierhof

Ich bin Sonja Meierhof und ich habe eine Leidenschaft für Entwicklung. Als Expertin in meinem Feld habe ich zahlreiche Projekte in verschiedenen Programmiersprachen umgesetzt. Ich liebe es, mein Wissen durch das Schreiben von Fachartikeln zu teilen, besonders im Bereich Softwareentwicklung und innovative Technologien. Stetig arbeite ich daran, meine Fähigkeiten zu erweitern und neue Programmierkonzepte zu erforschen.