Warum wird PHP heute kaum noch verwendet?

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Vielleicht hast du es schon bemerkt: In Foren, Jobportalen und Tech-Blogs wird PHP immer seltener erwähnt. Früher war es der Standard für jede Website - von Blogs bis zu großen Plattformen wie Facebook. Heute hört man eher von Python, JavaScript oder Go. Aber ist PHP wirklich tot? Oder ist es nur anders geworden?

PHP war einmal überall

In den 2000er Jahren war PHP die unsichtbare Kraft hinter fast jeder Website. WordPress, Drupal, Joomla - alles gebaut mit PHP. Selbst große Unternehmen wie Facebook haben jahrelang auf PHP gesetzt, bevor sie mit HHVM eigene Optimierungen bauten. PHP war einfach: Du hast eine Datei mit .php erstellt, etwas Code hineingeschrieben, hochgeladen - und schon lief die Seite. Kein komplexer Build-Prozess, keine Paketmanager, keine Container. Für Anfänger war es ideal.

Das Problem? PHP war nie für große, skalierbare Anwendungen entworfen worden. Es wuchs organisch, oft chaotisch. Ein Entwickler schrieb eine Funktion, der nächste kopierte sie, änderte ein paar Zeilen - und plötzlich hatte man 20 verschiedene Wege, eine Datenbankabfrage zu machen. Keine klare Struktur. Keine Konsistenz. Und das wurde mit der Zeit zum Problem.

Die Wende: Frameworks und neue Standards

Um Ordnung in das Durcheinander zu bringen, kamen Frameworks wie Symfony, Laravel und CodeIgniter. Sie brachten MVC-Architekturen, Dependency Injection und Composer als Paketmanager. Endlich gab es Struktur. Endlich konnte man Tests schreiben. Endlich war PHP für professionelle Projekte geeignet.

Aber hier liegt der Haken: Diese Frameworks haben PHP nicht verbessert - sie haben es versteckt. Du musstest jetzt nicht mehr PHP schreiben, sondern Laravel. Du musstest nicht mehr verstehen, wie Sessions funktionieren - du hast einfach Auth::check() benutzt. Das hat viele Entwickler abgeholt, die keine tiefen Kenntnisse hatten. Aber es hat auch dazu geführt, dass PHP als Sprache selbst kaum noch gelernt wird. Man lernt nur noch das Framework.

Die Konkurrenz hat sich verändert

Während PHP sich mit Frameworks abmühte, entwickelten sich andere Sprachen rasant. JavaScript mit Node.js wurde zur Allzweckwaffe - du kannst jetzt Frontend und Backend mit derselben Sprache schreiben. Python hat mit Django und Flask eine klare, lesbare Syntax und ist besonders stark in Data Science, KI und Automatisierung. Go ist schnell, einfach und ideal für Microservices. Rust bietet Sicherheit und Leistung, die PHP nie erreichen konnte.

Und dann kommt noch die Cloud: Heute baut man nicht mehr eine große PHP-Webanwendung, sondern zehn kleine, unabhängige Dienste. Jeder Dienst spricht über API miteinander. Und dafür braucht man Sprachen, die leicht zu deployen, zu skalieren und zu überwachen sind. PHP ist dafür nicht optimiert. Du brauchst einen Webserver, einen PHP-Interpreter, eine Session-Speicherung, Cache-Systeme - alles komplizierter als mit einem einfachen Go-Binary oder einem Node.js-Container.

Vergleich von chaotischem PHP-Code und modernen Cloud-Technologien in einem digitalen Split-Screen.

PHP ist nicht tot - aber es ist nicht mehr der Standard

PHP wird immer noch verwendet. Tausende WordPress-Websites laufen darauf. Unternehmen wie Wikipedia, Etsy und Tumblr haben noch PHP-Teile in ihrem Stack. Aber neue Projekte? Die starten fast nie mit PHP. Warum? Weil es nicht mehr der einfachste Weg ist.

Stell dir vor, du willst eine neue API bauen. Du hast die Wahl zwischen Python (Flask), JavaScript (Express) und PHP (Laravel). Welche Sprache würdest du wählen? Wenn du kein PHP-Experte bist - und die meisten Entwickler sind es heute nicht - dann wählst du etwas, das mehr Community-Support hat, mehr Tutorials, mehr Jobs und mehr Tools. Python und JavaScript bieten das. PHP nicht mehr.

Die größte Schwäche von PHP heute ist nicht die Sprache selbst. Es ist die Wahrnehmung. Werbung, Jobanzeigen, Schulungen, Konferenzen - alles dreht sich um andere Technologien. Neue Entwickler lernen nicht mehr PHP, weil sie nicht wissen, dass es noch existiert. Und wenn sie es kennenlernen, dann oft nur als "das, womit WordPress läuft" - nicht als echte Programmiersprache.

PHP hat sich verändert - aber nicht schnell genug

PHP 8.0 und 8.1 haben echte Verbesserungen gebracht: Union Types, Named Arguments, JIT-Compiler, strenge Typisierung. Das ist modern. Das ist leistungsfähig. Aber diese Verbesserungen kamen zu spät. Die Branche hatte sich schon abgewandt.

Andere Sprachen haben nicht nur neue Funktionen bekommen - sie haben auch die Entwicklererfahrung revolutioniert. VS Code mit IntelliSense, automatische Code-Formatierung, Live-Debugging, Echtzeit-Tests - all das ist bei PHP-Entwicklung immer noch mühsamer. Du brauchst Plugins, Konfigurationen, spezielle Tools. Bei Python oder JavaScript funktioniert das oft out of the box.

Entwickler vor WordPress-Oberfläche, hinter ihm schwebende Zukunftstechnologien in durchscheinendem Overlay.

Wann sollte man heute noch PHP verwenden?

Es gibt immer noch Situationen, in denen PHP sinnvoll ist:

  • Du arbeitest an einer bestehenden WordPress-Website und willst Funktionen erweitern.
  • Du hast ein kleines Team mit wenig Budget und brauchst eine schnelle Lösung für ein Content-Portal.
  • Du hast bereits ein PHP-System und willst es nicht komplett neu schreiben - das Risiko ist zu hoch.
  • Du arbeitest in einem Unternehmen, das PHP-legacy-Systeme hat und keine Ressourcen für einen Umstieg hat.

In all diesen Fällen ist PHP nicht schlecht - es ist praktisch. Aber wenn du von null anfängst, dann ist es fast nie die beste Wahl.

Was kommt nach PHP?

Die Zukunft der Webentwicklung liegt nicht in einer einzigen Sprache, sondern in der Kombination von Tools. Frontend mit React oder Svelte. Backend mit Node.js oder Python. Datenbanken mit PostgreSQL oder MongoDB. Alles über REST oder GraphQL verbunden. Alles in Containern, automatisch skaliert, über CI/CD bereitgestellt.

PHP passt nicht mehr in dieses Bild. Es ist zu schwerfällig, zu altmodisch in seiner Infrastruktur, zu wenig standardisiert in der Entwicklungsumgebung. Es ist nicht "schlecht" - es ist einfach nicht mehr der Standard.

Und das ist okay. Technologien sterben nicht, weil sie schlecht sind. Sie sterben, weil es etwas Besseres gibt - und die Leute es einfach besser finden.

PHP ist nicht tot - aber es ist kein Anfang mehr

Wenn du heute PHP lernst, dann lernst du nicht, um neue Projekte zu starten. Du lernst es, um bestehende Systeme zu warten. Um Jobs zu bekommen, die noch da sind. Um WordPress-Theme-Entwickler zu werden. Um Legacy-Code zu verstehen.

Das ist kein schlechter Weg. Aber es ist kein Anfang mehr. Es ist kein Sprungbrett in die Zukunft. Es ist eine Brücke in die Vergangenheit.

Wenn du neu anfängst - lerne JavaScript, lerne Python. Sie werden dich weiterbringen. Wenn du PHP kennst - nutze es. Aber verstehe: Es ist kein Werkzeug der Zukunft. Es ist ein Werkzeug der Gegenwart - für alte Aufgaben, alte Systeme, alte Unternehmen.

Ist PHP wirklich unsicher?

Nein, PHP ist nicht von Natur aus unsicher. Früher gab es viele Sicherheitslücken, weil Entwickler unsachgemäß mit Eingaben umgingen - etwa durch fehlende SQL-Abfrage-Validierung oder unsichere Session-Handhabung. Heute mit modernen Frameworks wie Laravel oder Symfony und strikter Typisierung in PHP 8 ist das kein Problem mehr. Sicherheit hängt nicht von der Sprache ab, sondern von der Ausführung. Ein gut geschriebenes PHP-System ist genauso sicher wie ein Python- oder Node.js-System.

Warum verwenden große Unternehmen wie Facebook PHP nicht mehr?

Facebook hat PHP jahrelang genutzt - aber als die Plattform Milliarden von Nutzern erreichte, wurde die Performance zu einem Problem. Daher entwickelten sie HHVM (HipHop Virtual Machine), die PHP-Code in maschinennahen Code übersetzte, um Geschwindigkeit zu steigern. Später migrierten sie Teile des Backends zu Hack (einer PHP-Variante) und dann zu C++ und anderen Sprachen für kritische Komponenten. Es war kein Problem mit PHP selbst, sondern mit der Skalierbarkeit bei extremem Datenaufkommen. Andere Unternehmen haben ähnliche Wege beschritten - nicht weil PHP schlecht ist, sondern weil sie andere Lösungen für spezifische Herausforderungen brauchten.

Kann ich mit PHP heute noch einen Job finden?

Ja, aber nur in bestimmten Bereichen. Die meisten neuen Stellen für Webentwickler verlangen JavaScript oder Python. PHP-Jobs gibt es vor allem bei Unternehmen mit bestehenden WordPress- oder legacy-Systemen - zum Beispiel in der Medienbranche, im E-Commerce oder bei Behörden. Es sind oft Wartungs- und Pflegearbeiten, weniger Neuentwicklungen. Wenn du nur PHP kannst, wirst du weniger Chancen haben als jemand, der auch JavaScript oder eine moderne Framework-Kompetenz mitbringt.

Warum lernen Schulen immer noch PHP?

Weil es einfach ist - und weil viele Lehrpläne noch aus den 2010er Jahren stammen. PHP erfordert keine komplexen Tools, keine Paketmanager, keine Build-Prozesse. Ein Texteditor und ein lokaler Webserver reichen. Für Anfänger ist das ideal. Aber das macht es nicht zur besten Wahl für die Zukunft. Viele Schulen haben mittlerweile auf Python oder JavaScript umgestellt, weil diese Sprachen breiter einsetzbar sind. PHP bleibt oft nur in spezialisierten Webentwicklungs-Kursen.

Ist Laravel der neue Standard für PHP?

Laravel ist der beliebteste PHP-Framework heute - aber das bedeutet nicht, dass es der "neue Standard" ist. Es ist ein Werkzeug, das PHP nutzbar macht. Aber es ersetzt nicht die Sprache. Viele Entwickler denken, sie lernen PHP, wenn sie Laravel lernen - aber sie lernen eigentlich Laravel. Die Sprache PHP bleibt dabei im Hintergrund. Das ist ein Problem, weil es schwer wird, tiefe Kenntnisse zu erwerben. Laravel ist stark - aber es ist kein Ersatz für PHP als Sprache. Es ist nur eine Hülle.

Über den Autor

Sonja Meierhof

Sonja Meierhof

Ich bin Sonja Meierhof und ich habe eine Leidenschaft für Entwicklung. Als Expertin in meinem Feld habe ich zahlreiche Projekte in verschiedenen Programmiersprachen umgesetzt. Ich liebe es, mein Wissen durch das Schreiben von Fachartikeln zu teilen, besonders im Bereich Softwareentwicklung und innovative Technologien. Stetig arbeite ich daran, meine Fähigkeiten zu erweitern und neue Programmierkonzepte zu erforschen.