Warum große Unternehmen PHP nicht mehr verwenden

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Wenn du dich umschaltest, was große Tech-Unternehmen wie Facebook, Google oder Netflix heute nutzen, siehst du meistens Python, Java, Go oder Node.js. PHP? Fast nie. Das wirkt merkwürdig, denn PHP war mal der König des Webs. In den 2000er Jahren liefen mehr als 80 % aller Webseiten darauf. WordPress, Drupal, Wikipedia - alles PHP. Also warum haben große Firmen es aufgegeben?

PHP war nicht für Skalierung gebaut

PHP wurde 1994 als einfaches Skript erstellt, um persönliche Webseiten zu verwalten. Es war kein Framework, kein Architekturkonzept - nur eine schnelle Lösung, um dynamische Inhalte in HTML einzubauen. Das funktionierte perfekt für kleine Blogs, kleine Shops, kleine Firmen. Aber als Facebook 2004 mit 500 Nutzern startete, wurde PHP schnell zum Engpass.

Die erste Version von Facebook war komplett in PHP geschrieben. Doch mit 10 Millionen Nutzern begannen die Server zu stottern. Jeder Seitenaufruf erforderte das Laden und Parsen von Hunderten von PHP-Dateien. Die Antwort? Sie bauten HHVM - eine eigene virtuelle Maschine, die PHP-Code in native Maschinensprache übersetzte. Das brachte eine 5-fache Leistungssteigerung. Aber das war kein Sieg von PHP. Das war eine Notlösung. Sie mussten PHP komplett umbauen, damit es überhaupt noch funktionierte.

Andere Unternehmen gingen einen anderen Weg: Sie wechselten komplett. Instagram wechselte 2015 von PHP zu Python, weil sie mit Django und Asynchronität besser skalieren konnten. Pinterest nutzte Go, um Latenzzeiten von 3 Sekunden auf 300 Millisekunden zu senken. PHP kann das nicht einfach so. Es braucht komplizierte Workarounds, teure Infrastruktur und eigene Compiler. Das lohnt sich nur, wenn du bereits tief in PHP verankert bist.

Die Architektur ist nicht modern

PHP ist immer noch ein prozedurales Sprachsystem. Selbst mit OOP (Objektorientierte Programmierung) ist es schwer, saubere, testbare und wiederverwendbare Komponenten zu bauen. In Java oder C# gibt es klare Interfaces, Dependency Injection, Service Container - alles Standard. In PHP? Das musst du dir selbst bauen. Und meistens bauen Unternehmen das falsch.

Ein typisches PHP-Projekt aus den 2010ern sieht so aus: Eine index.php, die alle Anfragen abfängt. Dann kommen 200 Dateien mit SQL-Abfragen direkt im Code. Keine Trennung von Logik und Darstellung. Keine Tests. Keine API-Schicht. Das funktioniert, bis du 10 Entwickler hast. Dann wird es chaotisch. Jeder ändert etwas, und plötzlich bricht die Login-Funktion.

Modernere Sprachen wie Python oder JavaScript (mit Node.js) erzwingen Struktur. Frameworks wie Django oder Express.js legen fest: Hier ist die Datenbank, hier die Logik, hier die API. PHP gibt dir die Freiheit - und damit die Verantwortung. Die meisten großen Firmen wollen keine Verantwortung. Sie wollen Vorhersehbarkeit. Und die hat PHP nicht.

Der Entwickler-Mangel

Wie viele erfahrene PHP-Entwickler gibt es heute? Wenige. Die jungen Leute lernen nicht mehr PHP. Sie lernen Python, weil es in der KI- und Datenwelt dominant ist. Sie lernen JavaScript, weil es für Web-Apps und Mobile nötig ist. Sie lernen Go, weil es für Cloud-Infrastruktur effizient ist.

Ein Unternehmen, das heute ein neues System baut, will Entwickler finden, die schnell produktiv sind. Sie suchen nach Leuten, die mit Kubernetes, Docker, REST-APIs, Microservices und CI/CD-Workflows arbeiten. PHP-Entwickler? Die kennen das meistens nicht. Sie kennen WordPress, Joomla, vielleicht Laravel. Aber nicht die modernen DevOps-Tools, die heute Standard sind.

Und wenn sie doch einen PHP-Experten finden - kostet der doppelt so viel. Weil er rar ist. Unternehmen zahlen nicht für Legacy-Technologien. Sie zahlen für Zukunftsfähigkeit.

Ein alter PHP-Tempel bricht zusammen, während moderne Technologien wie Python und Go als Türme aufsteigen.

PHP ist nicht sicher - oder zumindest nicht einfach sicher

Ein großer Teil der Sicherheitslücken in Webanwendungen kommt von PHP. SQL-Injection, XSS, unsichere Session-Handhabung - all das war in frühen PHP-Versionen fast Standard. Selbst heute, mit modernen Frameworks wie Laravel, muss der Entwickler bewusst auf Sicherheit achten. Es ist nicht eingebaut. Es ist eine Wahl.

Im Vergleich dazu: Python mit Django hat CSRF-Schutz, SQL-Injection-Abwehr und Content-Security-Policy schon aktiviert. Du musst sie nur nutzen. In PHP? Du musst sie selbst schreiben. Oder ein Plugin installieren. Und viele Unternehmen haben einfach keine Zeit, jeden Code auf Sicherheit zu prüfen. Sie wollen, dass die Sprache selbst sicher ist.

Die Legacy-Last ist zu groß

Es gibt durchaus große Unternehmen, die PHP noch nutzen - aber nur, weil sie es nicht wechseln können. Yahoo! hatte noch 2019 über 100 Millionen Zeilen PHP-Code. Facebook hat HHVM erst 2022 abgeschaltet - nach 10 Jahren Entwicklung. Das ist kein Zeichen von Stärke. Das ist ein Zeichen von Angst.

Um ein 15-jähriges PHP-System zu ersetzen, brauchst du 3-5 Jahre, mehrere hundert Entwickler und Millionen an Kosten. Und während du umbaust, läuft das alte System weiter. Jeder Fehler im neuen System könnte den Umsatz bremsen. Deshalb bleiben viele Unternehmen bei PHP - nicht weil sie es lieben, sondern weil sie es nicht loswerden können.

Das ist der Unterschied zwischen Startups und Konzernen. Startups bauen neu. Konzerne reparieren alt. Und PHP ist die letzte Reparatur, die nie ganz weggeht.

Ein Entwickler blickt auf veralteten PHP-Code, während draußen eine moderne digitale Stadt leuchtet.

PHP ist nicht tot - aber es ist kein Wachstumsmarkt mehr

PHP wird immer noch verwendet. WordPress läuft auf 43 % aller Webseiten weltweit. Das ist mehr als jede andere Plattform. Aber WordPress ist kein Enterprise-System. Es ist ein CMS für Blogs, kleine Shops, Portfolios. Keine Bank, kein Flugzeughersteller, kein Social-Media-Netzwerk nutzt WordPress als Kernsystem.

PHP ist jetzt ein Werkzeug für spezifische Aufgaben - nicht für komplexe, skalierbare Anwendungen. Wenn du eine einfache Landingpage brauchst, ist PHP mit WordPress schnell. Wenn du eine globale Plattform mit Millionen Nutzern bauen willst, ist es ein Risiko.

Die großen Unternehmen haben nicht „PHP aufgegeben“. Sie haben einfach aufgehört, es für neue Projekte zu wählen. Und das ist der entscheidende Punkt. PHP ist nicht verboten. Es ist einfach nicht mehr die erste Wahl.

Was bleibt, wenn du PHP nicht nimmst?

Was nutzen große Unternehmen stattdessen?

  • Python mit Django oder FastAPI - für Backend, Datenanalyse, KI-Integration
  • Node.js - für Echtzeit-Apps, APIs, Microservices
  • Java mit Spring Boot - für Banken, Versicherungen, große Enterprise-Systeme
  • Go - für Cloud-Native-Anwendungen, hohe Performance, geringe Ressourcennutzung
  • Rust - für Sicherheitskritische Systeme, wie Payment-Infrastrukturen

Alle diese Sprachen haben eines gemeinsam: Sie sind modern, sicher, skalierbar und haben starke Community-Unterstützung. Sie haben keine 20-jährige Geschichte voller Kompromisse. Sie wurden für die heutige Welt gebaut.

PHP ist nur noch ein Teil der Geschichte

PHP hat die digitale Welt verändert. Ohne PHP gäbe es kein WordPress, kein Wikipedia, keine Online-Shops der 2000er. Es war die Sprache der Demokratisierung des Webs. Jeder konnte es lernen. Jeder konnte eine Website bauen.

Aber die Zeit hat sich verändert. Heute geht es nicht mehr darum, schnell eine Website zu bauen. Es geht darum, eine Million Nutzer zu bedienen, ohne dass die App abstürzt. Es geht darum, Daten in Echtzeit zu verarbeiten. Es geht darum, sicher zu sein - ohne ständig nachzuschauen, ob ein Plugin eine Schwachstelle hat.

PHP kann das nicht mehr leisten - nicht ohne riesigen Aufwand. Und große Unternehmen zahlen nicht für Aufwand. Sie zahlen für Effizienz. Und deshalb haben sie PHP verlassen. Nicht weil es schlecht ist. Sondern weil es nicht mehr genug ist.

Ist PHP heute noch sicher?

PHP ist heute sicherer als vor 15 Jahren, aber es bleibt anfällig, wenn Entwickler nicht aufpassen. Moderne Frameworks wie Laravel bieten Schutzmechanismen, aber sie müssen aktiv genutzt werden. Im Vergleich zu Python mit Django oder Java mit Spring ist der Sicherheitsstandard in PHP nicht eingebaut - er ist optional. Das macht es für große Unternehmen riskant, die keine Fehler tolerieren.

Warum nutzen immer noch so viele Webseiten PHP?

Weil WordPress, das auf PHP basiert, einfach zu nutzen ist. 43 % aller Webseiten nutzen WordPress - aber das sind meistens kleine Blogs, Portfolios oder Shops. Diese Systeme brauchen keine hohe Skalierung, keine komplexen Microservices und keine Echtzeit-Datenverarbeitung. Für diese Anwendungsfälle ist PHP immer noch perfekt. Es ist nur nicht für Enterprise-Anwendungen geeignet.

Kann man PHP heute noch für neue Projekte empfehlen?

Nur, wenn du eine einfache Website, einen Blog oder einen kleinen Online-Shop baust. Für komplexe Anwendungen mit vielen Nutzern, API-Schnittstellen oder Echtzeit-Daten ist PHP keine gute Wahl. Moderne Frameworks wie Laravel sind leistungsfähig, aber sie lösen nicht das grundlegende Problem: PHP ist nicht für Skalierung und Architektur entworfen worden. Andere Sprachen tun das besser.

Was ist mit Facebook? Die nutzen doch PHP!

Facebook hat PHP verwendet - aber sie haben es komplett umgebaut. Sie haben HHVM entwickelt, eine eigene Virtual Machine, die PHP-Code in Maschinensprache übersetzt. Das war kein normaler PHP-Einsatz. Das war eine eigene Sprach-Engine, die nur für Facebook funktioniert. 2022 haben sie HHVM abgeschaltet und sind zu Hack (einer PHP-Variante) und dann zu Python gewechselt. Facebook hat PHP nicht genutzt - sie haben es zerlegt und neu gebaut.

Warum lernen Studenten heute kein PHP mehr?

Weil die Industrie es nicht mehr braucht. In Jobanzeigen für Backend-Entwickler steht heute fast nie „PHP“ als Hauptanforderung. Stattdessen steht Python, Node.js, Java oder Go. Studenten lernen, was sie brauchen, um einen Job zu bekommen. PHP ist heute kein Schlüssel für eine Karriere in der modernen Softwareentwicklung - nur für Wartung alter Systeme.

Über den Autor

Sonja Meierhof

Sonja Meierhof

Ich bin Sonja Meierhof und ich habe eine Leidenschaft für Entwicklung. Als Expertin in meinem Feld habe ich zahlreiche Projekte in verschiedenen Programmiersprachen umgesetzt. Ich liebe es, mein Wissen durch das Schreiben von Fachartikeln zu teilen, besonders im Bereich Softwareentwicklung und innovative Technologien. Stetig arbeite ich daran, meine Fähigkeiten zu erweitern und neue Programmierkonzepte zu erforschen.