Wenn du dich fragst, wie viele Codes es in Python gibt, dann denkst du wahrscheinlich an eine endlose Liste von Befehlen, die du lernen musst. Das ist ein häufiger Irrtum. Python hat nicht hunderte von geheimen Codes, die du auswendig lernen musst. Es hat eine klare, einfache Syntax - und das ist der ganze Trick.
Was ist eigentlich ein "Code" in Python?
Bevor wir zählen, müssen wir klären, was wir als "Code" bezeichnen. Ein Code ist nicht ein einzelnes Wort wie print oder if. Das sind Schlüsselwörter - die Grundbausteine. Aber Code ist viel mehr: Es ist die Kombination aus Schlüsselwörtern, Funktionen, Operatoren, Variablen und Strukturen, die zusammen eine Aufgabe erledigen.
Python hat etwa 35 festgelegte Schlüsselwörter. Das ist alles. Keine 50, keine 100. Diese Wörter wie def, for, return, class, try, import - sie sind die Regeln des Spiels. Du kannst sie nicht ändern. Du kannst sie nicht hinzufügen. Und du musst sie nicht alle auswendig lernen, um loszulegen.
Die 10 wichtigsten Python-Schlüsselwörter, die du wirklich brauchst
Die meisten Anfänger denken, sie müssen alle 35 lernen. Falsch. Du brauchst nur fünf bis zehn, um 80 % aller Programme zu schreiben. Hier sind die wichtigsten:
def- definiert eine Funktionif,elif,else- entscheidet, was passiertfor,while- wiederholt etwasreturn- gibt einen Wert zurückimport- lädt externe Moduleclass- erstellt eine Klasse (für OOP)try,except- fängt Fehler abprint- zeigt etwas an (nicht ein Schlüsselwort, aber das erste, das du lernst)True,False- die logischen WerteNone- das Zeichen für "kein Wert"
Diese zehn reichen aus, um einfache Skripte, Datenanalysen, Web-Scraping oder kleine Tools zu schreiben. Du wirst sie in den ersten drei Tagen sehen. Die restlichen 25 brauchst du erst, wenn du tiefer gehst - wie yield für Generatoren oder async für parallele Abläufe.
Python hat keine festen "Code-Listen" - es hat Bibliotheken
Was du vielleicht als "viele Codes" siehst, sind eigentlich Bibliotheken. Python kommt mit einer riesigen Standardbibliothek: über 200 Module, die du mit import laden kannst. Das ist nicht dasselbe wie Schlüsselwörter.
Beispiel: Du willst Daten aus einer CSV-Datei lesen? Dann schreibst du nicht alles selbst. Du schreibst:
import csv
with open('daten.csv') as datei:
reader = csv.reader(datei)
for zeile in reader:
print(zeile)
Du hast hier nur drei Schlüsselwörter verwendet: import, with, for. Der Rest - csv.reader() - ist eine Funktion aus einer Bibliothek. Diese Funktion wurde von jemandem anders geschrieben. Du musst sie nicht neu erfinden.
Das ist der große Vorteil von Python: Du baust nicht von Grund auf neu. Du verwendest, was schon da ist. Und es gibt Tausende davon: requests für Webanfragen, pandas für Daten, numpy für Zahlen, matplotlib für Diagramme. Jede dieser Bibliotheken hat hunderte von Funktionen - aber das sind keine "Python-Codes". Das sind Werkzeuge.
Wie viele Zeilen Code brauchst du für eine Aufgabe?
Ein weiterer Irrtum: Man denkt, mehr Code = mehr Leistung. Das Gegenteil ist wahr. Python ist dafür bekannt, dass du mit wenig Code viel erreichen kannst.
Beispiel: Du willst eine Liste von Zahlen sortieren. In anderen Sprachen brauchst du mehrere Zeilen mit Schleifen und Vergleichen. In Python:
zahlen = [5, 2, 8, 1, 9]
zahlen.sort()
print(zahlen)
Drei Zeilen. Fertig. Kein komplizierter Algorithmus. Kein Code-Gewirr. Das ist Python.
Ein anderes Beispiel: Eine Webseite abrufen und den Titel auslesen. In Java oder C++ könnte das 20 Zeilen brauchen. In Python:
import requests
from bs4 import BeautifulSoup
response = requests.get('https://beispiel.de')
soup = BeautifulSoup(response.text, 'html.parser')
print(soup.title.text)
Fünf Zeilen. Und es funktioniert. Das ist kein Zauberei - das ist gute Design-Philosophie.
Was ist mit Python-Code-Formatierungen wie PEP 8?
Manchmal verwechselt man Syntax mit Stil. PEP 8 ist kein Code. Es ist eine Empfehlung, wie du deinen Code schreiben sollst - mit Leerzeichen, Einrückungen, Namenskonventionen. Es ist wie Schreibregeln in der Sprache: Du kannst sie brechen, aber dann wird es unlesbar.
Ein Beispiel: Du schreibst
meine_variable=5
Das funktioniert. Aber PEP 8 sagt: meine_variable = 5 - mit Leerzeichen um das Gleichheitszeichen. Warum? Weil es lesbarer ist. Das ist kein neuer Code. Das ist nur sauberer Code.
Was passiert, wenn du neue Befehle brauchst?
Python erlaubt dir, deine eigenen Funktionen zu schreiben. Und das ist der Schlüssel. Du baust dir deine eigenen "Codes" - aber das sind keine neuen Sprachelemente. Das sind deine Werkzeuge.
Beispiel: Du willst immer die Summe von drei Zahlen berechnen. Du schreibst:
def summe_drei(a, b, c):
return a + b + c
ergebnis = summe_drei(10, 20, 30)
Du hast jetzt einen eigenen "Code“ erstellt - aber er basiert auf den gleichen 35 Schlüsselwörtern. Du hast keine neue Sprache erfunden. Du hast nur eine Wiederholung abstrahiert.
Wie viele "Codes" brauchst du wirklich?
Wenn du anfängst, reichen dir 10 Schlüsselwörter und 5 Bibliotheken. Wenn du Fortgeschrittener wirst, lernst du vielleicht 20-30 zusätzliche Funktionen aus Bibliotheken. Aber du brauchst nie mehr als 50-70 konkrete Befehle oder Funktionen, um professionell zu arbeiten.
Die meisten Python-Entwickler nutzen in ihrem täglichen Job nur 20-30 Funktionen. Die restlichen 90 % der Bibliothek sind für spezielle Fälle - wie die Verarbeitung von Bildern, Audio oder Hardware-Schnittstellen. Du brauchst das nicht, wenn du Webseiten, Daten oder Automatisierungen machst.
Warum fühlt es sich dann so an, als gäbe es unendlich viel zu lernen?
Weil du nicht nur Python lernst. Du lernst auch:
- Wie du mit Daten umgehst (pandas, numpy)
- Wie du mit Webseiten arbeitest (requests, BeautifulSoup, Flask)
- Wie du Tests schreibst (pytest)
- Wie du deine Code-Struktur organisierst (Module, Pakete, Virtual Environments)
Das sind nicht "Python-Codes“. Das sind Anwendungsbereiche. Du lernst nicht die Sprache - du lernst, wie du sie benutzt.
Stell dir Python als Werkzeugkasten vor. Du hast einen Schraubenzieher, eine Zange, einen Hammer - das sind die Schlüsselwörter. Dann hast du noch eine Bohrmaschine, einen Akkuschrauber, einen Lasermesser - das sind die Bibliotheken. Du musst nicht alle Werkzeuge kennen, um ein Regal zu bauen. Du brauchst nur die, die du brauchst.
Was solltest du jetzt tun?
Wenn du gerade anfängst:
- Lerne die 10 wichtigsten Schlüsselwörter - nicht mehr.
- Schreibe 10 kleine Programme: Taschenrechner, Zahlenraten, Liste sortieren, Text umdrehen.
- Verwende
print()immer, um zu sehen, was passiert. - Wenn du etwas nicht verstehst, suche nicht nach einem neuen Code - suche nach einem Beispiel, das funktioniert.
- Verwende
help()in der Python-Shell: Gibhelp(print)ein - und du bekommst eine Erklärung.
Es gibt keine Geheimformel. Kein Geheimcode. Kein verborgenes Lexikon. Python ist einfach - weil es so gestaltet wurde, dass Menschen es verstehen können. Du musst nicht alles wissen. Du musst nur anfangen.
Gibt es eine endgültige Liste aller Python-Befehle?
Ja, aber sie ist nicht lang. Die offizielle Python-Dokumentation listet genau 35 Schlüsselwörter auf - und das ist alles, was zur Sprache gehört. Alles andere - Funktionen, Methoden, Bibliotheken - ist dazu da, um dich nicht zu zwingen, alles selbst zu schreiben. Du findest die Liste in der Python-Dokumentation unter "Keywords".
Ist Python leichter als andere Sprachen, weil es weniger Code braucht?
Ja. Python wurde bewusst so entworfen, dass man mit weniger Zeilen mehr erreicht. Vergleich das mit Java oder C++, wo du für eine einfache Aufgabe 15-20 Zeilen brauchst. In Python sind es oft 3-5. Das liegt nicht an Magie - sondern an gutem Design: klare Syntax, automatische Speicherverwaltung und starke Standardbibliotheken.
Warum werden immer neue Python-Befehle hinzugefügt?
Neue Befehle werden sehr selten hinzugefügt. Python 3.10 (2021) brachte match und case als neues Schlüsselwort für Musterabgleich - das war das erste neue Schlüsselwort seit Jahren. Die Entwickler sind sehr vorsichtig. Sie fügen nur hinzu, wenn es wirklich nötig ist. Das macht Python stabil - und verhindert, dass es zu komplex wird.
Kann ich eigene Schlüsselwörter in Python erstellen?
Nein. Du kannst keine neuen Schlüsselwörter hinzufügen. Das ist fest in der Sprache verankert. Aber du kannst Funktionen, Klassen und Module erstellen, die wie neue Befehle wirken. Zum Beispiel kannst du eine Funktion namens daten_laden() schreiben - und sie überall verwenden, als wäre sie ein Teil von Python. Das ist der richtige Weg, dich auszudehnen - ohne die Sprache zu verändern.
Wie viele Bibliotheken gibt es für Python?
Über 400.000 Pakete sind auf PyPI - dem offiziellen Paket-Repository - verfügbar. Aber das bedeutet nicht, dass du alle brauchst. Die meisten Entwickler nutzen nur 5-10 regelmäßig. Die meisten sind für spezielle Aufgaben - wie Robotik, KI oder Finanzmodelle. Du brauchst nur das, was du brauchst.