Warum PHP aus der Mode kam: Gründe für den Niedergang des einstigen Web-Giganten

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Irgendwann haben viele Entwickler bei der Jobsuche ein Muster bemerkt: PHP-Kenntnisse waren plötzlich kein großer Pluspunkt mehr. Früher reichte es fast aus, PHP zu beherrschen, um einen Fuß in die Webentwicklung zu bekommen. Heute sind andere Technologien angesagt. Firmen, Freelancer, Start-ups – alle orientieren sich neu. Aber wie kam es zu diesem deutlichen Reihenwechsel? Wer jetzt denkt, das hätte nur mit Vorurteilen zu tun, irrt sich gewaltig. Zwischen 2010 und 2019 gab es auf Stack Overflow einen Rückgang an Fragen zu PHP-Problemen von mehr als 45%. Das zeigt, dass die Community langsam abgewandert ist und viele Projekte auf andere Sprachen gesetzt haben. Gleichzeitig lockten moderne Frameworks und andere Programmiersprachen mit mehr Geschwindigkeit, Flexibilität und Sicherheit.

Die Blütezeit von PHP: Wie alles begann

Anfang der 2000er war PHP das Synonym für dynamische Webseiten. Man konnte sich kaum eine Webseite vorstellen, die nicht irgendwo PHP-Code verbaute. Laut Netcraft lief 2013 über 240 Millionen Webseiten auf PHP – das war überwältigend. Facebook startete einst mit PHP, Wikipedia ebenfalls. Diese Plattformen wurden von Entwicklern weltweit bewundert und immer wieder als Paradebeispiel genannt. PHP hatte 2004 sogar einen Marktanteil von über 82% bei serverseitigen Programmiersprachen. Jeder, der einen Blog aufsetzte, der schnell ein Forum basteln oder ein CMS wie WordPress betreiben wollte, landete quasi automatisch bei PHP.

Das Geheimnis war die „Einfacheinstieg“-Philosophie. Wer HTML konnte, fand sich auf einmal sogar ohne tiefe Programmierkenntnisse zurecht. Mamp, XAMPP, WAMP – die lokalen Testumgebungen für PHP liefen wie geschnitten Brot auf jedem Rechner. Der Einstieg kostete wenig Zeit und meistens auch nicht viel Geld. Es gab jede Menge Open-Source-Tools, die Community wirkte wie ein Magnet. Tutorials, Foren, Snippets – für jede Frage gab’s zehn Antworten. Kein Wunder, dass PHP auch für Nebenjobs und private Projekte total angesagt war. Bis 2010 konnte fast kein Service ohne PHP auskommen.

Was schnell vergessen wird: PHP brachte zusammen mit MySQL und Apache quasi das klassische Web in Fahrt. Die berühmte LAMP-Stack-Kombination (Linux, Apache, MySQL, PHP) machte Millionen Websites erst möglich. Auch das legendäre WordPress, das noch immer ein gigantischer Player ist, basiert auf PHP. Noch heute laufen etwa 36% aller Websites auf WordPress und damit auf PHP. Trotzdem hat die Zeit bei der Weiterentwicklung nicht Halt gemacht. Was für viele lange Zeit ausreichte, wurde irgendwann doch zum Problem.

Ein großes Problem im Rückblick: Mit PHP ließen sich Webseiten oft aus dem Nichts bauen, doch Codequalität und Wartbarkeit hatten es von Anfang an schwer. Dass PHP ursprünglich kein ausgereiftes Sicherheitskonzept oder typisierte Variablen kannte, rächt sich noch immer. Viele Skripte von damals sind heute regelrechte Sicherheitslücken. Trotzdem: Ohne PHP, das kann man nicht leugnen, gäbe es das moderne Web so nicht.

Veränderungen im Web: Warum PHP ins Hintertreffen geriet

Ab 2014 wurde klar: Moderne Webentwicklung heißt nicht mehr nur einfache Formulare und Blogs. Single-Page-Applications (React, Vue, Angular), APIs und Microservices wurden zu Standardtools für viele Entwicklerteams. Schaut man auf die Google-Suchanfragen zu „How to learn PHP“, erkennt man ab 2015 einen anhaltenden Rückgang. Vergleicht man das mit „How to learn JavaScript“ oder „How to learn Python“, ging PHP deutlich unter.

JavaScript gewann wegen Node.js plötzlich auch auf dem Server an Bedeutung. Jetzt konnte man mit einer Sprache sowohl Frontend als auch Backend schreiben – das war für viele ein echter Gamechanger. Entwickler mussten nicht mehr umdenken und konnten Backend- und Frontend-Logik teilen. Das machte Projekte übersichtlicher, leichter zu testen und einfacher zu dokumentieren.

Noch ein Punkt: PHP-Code war Mitte der 2010er oft chaotisch. Es gab gefühlt für jedes Problem ein eigenes Framework. Manche schwören auf Laravel, andere auf Symfony oder Zend – aber keine Plattform schaffte es, für einen nachhaltigen, klaren Stil zu sorgen. JavaScript dagegen punktete mit einheitlichen Patterns, besseren Tools und einer aktiven Community, die extrem schnell reagierte. Die Liebe vieler Entwickler zu npm – dem JavaScript-Paketmanager – sorgt bis heute für eine wahre Flut an Open-Source-Projekten, die sich in Minuten installieren und aktualisieren lassen.

Sicherheit wurde immer wichtiger. PHP hatte in den 2000ern ein echtes Imageproblem bei Security: SQL-Injections, XSS, Session Hijacking – gefühlt jede Woche gab es eine neue bekannte Sicherheitslücke, weil viele Entwickler mit schlecht gebauten Tutorials arbeiteten. PHP 5 versuchte vieles davon aufzuarbeiten, doch der Ruf blieb angekratzt. Moderne Frameworks wie Django (Python) und Ruby on Rails (Ruby) boten out-of-the-box viel bessere Lösungen und zwangen Entwickler zu sicheren Codes. Viele Firmen wagten später den Umstieg, weil sie PHP nicht mehr für zukunftssicher hielten.

Neue Frameworks und Sprachen: Konkurrenz für PHP

Neue Frameworks und Sprachen: Konkurrenz für PHP

Womit lockten andere? Python etwa bot mit Django ein Framework an, das auf sauberen Code und einfache Strukturen setzte. Jede Datei hatte ihren klaren Platz, Konventionen waren wichtiger als Konfiguration. Ein Paradebeispiel: Wer eine neue Web-App mit Django anlegt, findet ein standardisiertes Projekt-Layout vor, das sofort deployfähig ist. Das macht das Arbeiten nicht nur sicherer, sondern auch schneller.

JavaScript dominierte plötzlich nicht nur Client-, sondern auch die Serverseite. Node.js war leichtgewichtig, super schnell, und das Ökosystem explodierte. Von 2012 bis 2021 wuchs npm von etwa 47.000 auf über 1,8 Millionen veröffentlichte Pakete. Facebook, Netflix oder LinkedIn zeigten, wie performant sich skalierbare Webanwendungen mit JavaScript bauen lassen. JavaScript-Frameworks wie React und Vue ermöglichten es, dass Webseiten viel interaktiver und schneller wurden. Wer eine Jobanzeige anschaute, sah immer weniger PHP, dafür React, Next.js oder Express.js als Standard.

Auch Go und Rust eroberten die Bühne. Sie waren kein direkter PHP-Ersatz, aber bei anspruchsvollen APIs, Datenverarbeitung oder Systemanwendungen wurden sie zu beliebten Alternativen. Unternehmen wie Dropbox, Twitch oder Uber nutzten Go, Airbnb und Cloudflare schwören unter anderem auf Rust. Beide Sprachen brachten Geschwindigkeit mit, aber auch Zuverlässigkeit und moderne Sicherheitskonzepte.

Auch ein Blick auf Gehälter motiviert viele. Laut Stack Overflow Developer Survey 2023 lag das Durchschnittsgehalt für Go-Entwickler bei fast 80.000 Euro brutto im Jahr, für PHP bei unter 55.000 Euro. Wer aufsteigen will, setzte klar auf die Konkurrenz. Das zieht neue Talente an – klar, dass die alten Platzhirsche dann alt aussehen.

Warum PHP trotzdem noch genutzt wird – und wo die Grenzen liegen

Ganz verschwunden ist PHP ja nicht. Wer heute einen schnellen Blog, eine kleine Landingpage oder ein klassisches Forum aufsetzen will, landet immer noch bei PHP und WordPress. Auch viele Hoster und Baukastensysteme unterstützen PHP weiterhin hervorragend, weil sie darauf optimiert sind. Wer kleine Projekte ohne großes Budget startet, findet hier schnelle und günstige Lösungen. Die Einstiegshürde bleibt niedrig, das Ökosystem ist riesig.

Doch wer ein größeres, skalierbares Projekt plant, stößt schnell an Grenzen. Die Performance reicht bei komplexen Echtzeit-Anwendungen nicht mehr an Node.js oder Go heran. Typisches Beispiel? Ein modernes Social Network mit vielen parallelen Nutzern. Hier bemerken Entwickler schnell, dass andere Sprachen besser damit umgehen. Auch Module und Libraries in PHP wirken oft altbacken, während npm, PyPI (Python) und andere Paketquellen täglich wachsen.

Modernes Testen und Continuous Deployment sind mit PHP ebenfalls manchmal unangenehm. Viele Legacy-Projekte haben keine automatisierten Tests, die Migrationspfade auf neue Versionen sind oft steinig. Wer von PHP 5 auf PHP 8 umsteigt, muss meist sehr viel Code anpassen. Tools wie Composer haben zwar einiges verbessert, für einige Entwickler aber zu spät.

Folgende Tabelle gibt einen schnellen Überblick, wo PHP im Vergleich zu anderen Technologien steht:

KriteriumPHPPython (Django)JavaScript (Node.js)
Marktanteil 202322%14%30%
Performance bei Echtzeitdatenniedrigmittelhoch
Security-Lösungen integriertwenigvielviel
Community-Wachstum (2018-2023)-11%+17%+22%
Verfügbare Pakete/Bibliothekenca. 350.000ca. 430.000über 1,8 Mio.
Tipps für Entwickler: Alternativen und Migrationswege

Tipps für Entwickler: Alternativen und Migrationswege

Wer noch auf PHP setzt, aber unsicher ist, sollte nicht in Panik verfallen. WordPress bleibt mächtig, Shopware, Joomla und viele andere CMS funktionieren weiterhin perfekt mit PHP. Wer jedoch plant, ein neues Projekt zu starten oder sich beruflich weiterzuentwickeln, kommt an aktuellen Technologien nicht mehr vorbei.

Das sind praktische Alternativen, wenn du aus der reinen PHP-Welt herauswillst:

  • Node.js: Wenn du JavaScript schon fürs Frontend nutzt, ist Node.js fürs Backend ein logischer Schritt. Echtzeit-Anwendungen, Skalierbarkeit und riesiges Ökosystem winken.
  • Django (Python): Übersichtlich, sicher und mit „Batteries included“-Philosophie. Perfekt für Web-Apps, bei denen Code-Qualität und schnelle Entwicklung gefragt sind.
  • Ruby on Rails: Auch 2025 bleibt Ruby stabil. Rails setzt konsequent auf Konventionen, sodass Projekte gut wachsen können.
  • Go: Für APIs und Backend mit extrem vielen Nutzern. Google selbst nutzt es für Cloud-Services.
  • Rust (Rocket, Actix-Web): Wenn Geschwindigkeit und Sicherheit Top-Priorität sind, setzt kaum etwas neue Maßstäbe wie Rust.

Der Umstieg gelingt leichter als gedacht. Viele Unternehmen planen Migrationspfade: Schrittweise Einführung neuer Microservices in Node.js, Django oder Go, während das alte PHP-Monolith-System weiterläuft. Sogenannte API-Gateways sorgen dafür, dass alte und neue Komponenten gemeinsam arbeiten können, bis alles sauber umgestellt ist. Containerisierung (Docker!) hilft, beide Welten parallel zu betreiben.

Eine gute Nachricht: PHP-Entwickler lernen oft schnell neue Sprachen, da die grundlegenden Webprinzipien ähnlich bleiben. Besonders, wenn du dich bisher mit Frameworks wie Laravel, Symfony oder Slim auseinandergesetzt hast, findest du dich in Django oder Express.js meist schnell zurecht. Viele Tech-Meetups und Weiterbildungen unterstützen den Wechsel – auch in kleinen Städten gibts Python-Kurse oder Node.js-Workshops.

Vor der Migration sollte geprüft werden, ob dafür relevante Tests existieren und welche Funktionen wirklich gebraucht werden. Eine Migration ist auch ein guter Zeitpunkt, Altlasten zu entrümpeln und unnötige Abhängigkeiten zu eliminieren. Wer erst einmal kleine Services herauslöst, kann Risiken minimieren. Und falls du dir Sorgen machst: PHP wird so schnell nicht komplett verschwinden, aber allein auf PHP zu setzen, ist ein Risiko, das heute viele nicht mehr eingehen wollen.

Über den Autor

Sonja Meierhof

Sonja Meierhof

Ich bin Sonja Meierhof und ich habe eine Leidenschaft für Entwicklung. Als Expertin in meinem Feld habe ich zahlreiche Projekte in verschiedenen Programmiersprachen umgesetzt. Ich liebe es, mein Wissen durch das Schreiben von Fachartikeln zu teilen, besonders im Bereich Softwareentwicklung und innovative Technologien. Stetig arbeite ich daran, meine Fähigkeiten zu erweitern und neue Programmierkonzepte zu erforschen.