PHP war einmal das Herzstück des Webs. Jede zweite Website, die du heute besuchst, läuft auf PHP - oder lief darauf, als sie gebaut wurde. WordPress, Drupal, Magento, Facebook in seinen Anfangsjahren: alles PHP. Doch in den letzten Jahren hört man immer öfter: PHP ist tot. Oder zumindest auf dem absteigenden Ast. Stimmt das? Wird PHP wirklich weiter schwächer? Oder ist das nur eine Wahrnehmung, die von den neuen Hypes dominiert wird?
PHP ist nicht tot - aber es verändert sich
Einige Leute behaupten, PHP sei veraltet. Sie zeigen auf die Zahlen: GitHub-Repositories sinken, Stack Overflow-Fragen gehen zurück, neue Projekte nutzen lieber Node.js, Python oder Go. Das stimmt - aber nur teilweise. PHP stirbt nicht. Es wandelt sich. Die Versionen 7.x und 8.x haben PHP von einem unsicheren, unstrukturierten Script-Sprache in eine moderne, schnelle und typsichere Sprache verwandelt. Mit dem Einführen von Union Types, Named Parameters, Match-Ausdrücke und JIT-Compiler hat PHP 8.0 und 8.1 eine echte Leistungssprache gemacht. Die Geschwindigkeit von PHP 8.2 ist bis zu 40 % schneller als PHP 7.4. Das ist kein kleiner Sprung - das ist eine Revolution.
Und trotzdem: Die Wahrnehmung bleibt. Warum? Weil die neuen Entwickler nicht mit PHP anfangen. Sie lernen JavaScript mit React, Python mit Django oder TypeScript mit NestJS. PHP ist für sie kein „neues“ Werkzeug mehr. Es ist das, was ihre Eltern benutzt haben. Und das ist das Problem - nicht die Technik, sondern die Kultur.
Warum verlieren Unternehmen das Interesse an PHP?
Es gibt drei Hauptgründe, warum PHP an Boden verliert: Talentmangel, Architektur und Image.
Erstens: Wer sucht heute noch PHP-Entwickler? Die meisten Junior-Entwickler lernen heute nicht mehr PHP. Sie lernen JavaScript. Das bedeutet: Unternehmen, die neue Teams aufbauen, greifen lieber zu Technologien, für die es eine große Pool von Bewerbern gibt. PHP wird zu einer Nische - nicht weil es schlecht ist, sondern weil es schwerer wird, Leute zu finden, die es beherrschen.
Zweitens: Viele alte PHP-Systeme sind chaotisch. Sie wurden in den 2000ern geschrieben, ohne MVC, ohne Tests, ohne API-Schicht. Sie laufen auf PHP 5.6, weil niemand sie updaten wollte. Wenn ein Unternehmen so ein System hat, dann will es es loswerden - und nicht neu aufbauen. Das führt dazu, dass PHP als „veraltete Technologie“ gilt - obwohl moderne PHP-Projekte mit Laravel, Symfony oder Mezzio klar strukturiert, getestet und skalierbar sind.
Drittens: Das Image. PHP wird immer noch mit schlecht geschriebenem Code, unsicheren Formularen und „Quick-and-Dirty“-Lösungen assoziiert. Dabei ist das heute nicht mehr der Fall. Ein moderner PHP-Entwickler arbeitet mit Composer, PHPUnit, PSR-Standards, Docker und CI/CD-Pipelines. Aber die alten Erinnerungen halten sich - besonders bei Entscheidungsträgern, die nicht mehr programmieren.
PHP in der Praxis: Wo es noch stark ist
PHP ist nicht verschwunden. Es ist überall - nur weniger sichtbar.
Weltweit laufen über 77 % aller Websites mit einem Content-Management-System. Davon sind 65 % WordPress. Und WordPress? Es ist PHP. Jede Seite, die du über eine WordPress-Theming-Engine siehst, läuft auf PHP. Jeder WooCommerce-Shop, jeder bbPress-Forum, jeder LearnDash-Kurs - alles PHP. Diese Systeme werden nicht ersetzt. Sie werden gewartet, aktualisiert, erweitert. Und dafür braucht es PHP-Entwickler - viele davon.
Auch in der Enterprise-Welt ist PHP nicht verschwunden. Unternehmen wie Etsy, Wikipedia, Slack und sogar Teile von Facebook nutzen PHP heute noch. Warum? Weil es funktioniert. Weil es stabil ist. Weil es günstig ist. Ein PHP-Server kostet weniger als ein Node.js-Cluster. Und bei Millionentransaktionen zählt jede Cent.
Und dann gibt es noch die Mittelständler. In Deutschland, Österreich und der Schweiz laufen Tausende von Webanwendungen auf PHP - oft in Form von individuellen Lösungen, die vor 10-15 Jahren gebaut wurden. Diese Systeme werden nicht abgeschaltet. Sie werden modernisiert. Und dafür braucht es Leute, die PHP verstehen - nicht nur die Syntax, sondern auch die Architektur, die Legacy-Datenbanken, die alten Authentifizierungsmechanismen.
PHP vs. JavaScript: Wer gewinnt?
Der große Gegner von PHP ist heute JavaScript - oder genauer: Node.js. Beide können Webserver bedienen. Beide können APIs bauen. Beide können mit Datenbanken sprechen. Aber sie haben unterschiedliche Stärken.
Node.js ist ideal für Echtzeit-Anwendungen: Chat-Apps, Live-Updates, Spiele-Backends. Es ist asynchron, schnell bei vielen gleichzeitigen Verbindungen und perfekt, wenn du Frontend und Backend mit derselben Sprache schreibst. Das ist ein großer Vorteil für Teams, die nur JavaScript-Kenner haben.
PHP dagegen ist ideal für Content-basierte Systeme: Blogs, E-Commerce, Unternehmensportale. Es ist einfach, schnell zu deployen, und hat eine riesige Ökosystem von vorgefertigten Lösungen. Ein WordPress-Plugin installieren? Zwei Klicks. Ein Node.js-Backend neu bauen? Einige Tage Arbeit.
Und dann ist da noch die Performance. Node.js ist schneller bei I/O-Lasten. PHP ist schneller bei CPU-lastigen Aufgaben - besonders mit JIT. Wenn du ein Bild verarbeitest, eine PDF-Datei generierst oder eine komplexe Berechnung durchführst, ist PHP heute oft effizienter.
Es ist kein Sieg von einem über den anderen. Es ist eine Frage des Einsatzes. Und für viele Anwendungsfälle ist PHP immer noch die beste Wahl - einfach weil es einfacher, stabiler und günstiger ist.
Was bedeutet das für Entwickler?
Wenn du heute PHP lernst - ist das eine schlechte Investition? Nein. Aber du musst es richtig machen.
Lerne nicht PHP 5.6. Lerne PHP 8.2. Lerne Composer. Lerne Laravel oder Symfony. Lerne REST-APIs mit PHP. Lerne Docker und CI/CD. Lerne Tests mit PHPUnit. Wer das kann, ist nicht ein „PHP-Entwickler“. Er ist ein moderner Webentwickler - der mit einer der stabilsten, am meisten eingesetzten Sprachen der Welt arbeitet.
Und die Nachfrage? Sie ist nicht verschwunden. Sie ist nur anders. Du findest nicht mehr so viele Stellenanzeigen mit „PHP-Entwickler gesucht“. Aber du findest viele mit „Erfahrung mit Legacy-Systemen“ oder „WordPress-Entwicklung“ oder „E-Commerce-Integration“. Das ist PHP. Und es wird noch Jahre lang benötigt.
Die Zukunft von PHP: Kein Tod - nur Transformation
PHP wird nicht verschwinden. Es wird nicht mehr die dominierende Sprache sein - wie in den 2000ern. Aber es wird weiterhin die unsichtbare Grundlage vieler Millionen Websites bleiben.
Die Zukunft von PHP liegt nicht in neuen Startups. Die Zukunft von PHP liegt in der Wartung, der Modernisierung und der Integration. In Unternehmen, die ihre alten Systeme nicht ersetzen, sondern verbessern. In Agenturen, die WordPress-Websites für KMUs bauen. In Entwicklern, die wissen, wie man ein 15 Jahre altes System auf PHP 8.2 bringt - ohne dass die ganze Website abstürzt.
PHP ist nicht schwächer geworden. Es ist nur weniger laut geworden. Es hat sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen - und in den Hintergrund verlegt. Aber es läuft immer noch. Und es wird weiterlaufen.
Wenn du PHP heute lernst, lernst du nicht eine veraltete Sprache. Du lernst eine stabile, leistungsstarke, weit verbreitete Technologie, die noch lange gebraucht wird - und die dir einen sicheren Job sichert, wenn andere in den Hypes versinken.
Was du tun kannst - jetzt
- Update deine Kenntnisse: Wenn du PHP noch mit PHP 5.6 kennst, lerne PHP 8.2. Die Unterschiede sind riesig.
- Arbeite mit Frameworks: Laravel, Symfony oder Mezzio machen PHP modern und wartbar.
- Lerne moderne Tools: Composer, Docker, PHPUnit, GitHub Actions - das ist heute Standard.
- Arbeite mit Legacy-Systemen: Wer WordPress, Magento oder Drupal kennt, hat gute Chancen auf dem Markt.
- Verstehe, dass PHP nicht der einzige Weg ist: Aber es ist ein sehr guter Weg - besonders für Content, E-Commerce und Unternehmenslösungen.
PHP wird nicht sterben. Es wird nur anders wahrgenommen. Und wer das versteht, wird auch in zehn Jahren noch gut verdienen.
Ist PHP noch sicher für neue Projekte?
Ja, wenn du moderne Versionen (PHP 8.0+) und Frameworks wie Laravel oder Symfony verwendest. PHP hat seit 2015 massive Sicherheitsverbesserungen erfahren. Mit korrekter Konfiguration, regelmäßigen Updates und Validierung von Benutzereingaben ist PHP heute genauso sicher wie jede andere Sprache. Viele große Unternehmen vertrauen darauf - und sie haben keine Angst.
Warum nutzen viele Unternehmen PHP trotzdem?
Weil es funktioniert, kostengünstig ist und eine riesige Community hat. WordPress, WooCommerce und andere CMS-Systeme basieren auf PHP und sind für viele Unternehmen die einfachste Lösung, um eine Website zu betreiben. Der Aufwand, diese Systeme zu ersetzen, ist oft höher als der Nutzen. Deshalb bleiben sie - und brauchen weiterhin PHP-Entwickler.
Sollte ich als Anfänger PHP lernen?
Wenn du Webentwicklung lernen willst und dich für Content-Websites, E-Commerce oder Unternehmensanwendungen interessierst, dann ja. PHP ist eine der einfachsten Sprachen, um loszulegen - besonders mit WordPress. Es gibt viele Ressourcen, viele Jobs und eine stabile Zukunft. Du musst nur modern lernen: PHP 8+, Frameworks, Tests, Docker. Dann bist du kein „PHP-Entwickler der 2000er“, sondern ein moderner Entwickler mit wertvollen Fähigkeiten.
Ist PHP langsamer als Node.js oder Python?
Bei I/O-lastigen Aufgaben (z. B. viele gleichzeitige Anfragen) ist Node.js schneller. Bei CPU-lastigen Aufgaben (z. B. Bildverarbeitung, Datenberechnungen) ist PHP 8.2 mit JIT oft schneller als Python. PHP ist nicht die schnellste Sprache - aber sie ist schnell genug für die meisten Webanwendungen. Die Performance ist heute kein Grund, PHP abzulehnen.
Wird PHP durch AI-Tools ersetzt?
Nein. KI-Tools wie GitHub Copilot helfen dabei, PHP-Code zu schreiben - aber sie ersetzen nicht die Notwendigkeit, PHP zu verstehen. Wer den Code nicht versteht, kann ihn nicht debuggen, nicht optimieren und nicht sichern. AI ist ein Werkzeug - kein Ersatz für Fachwissen. PHP-Entwickler, die mit KI arbeiten, werden noch gefragter sein.